Am 18.03., 24.03. und 25.03.2023 konnte endlich, nach fünf Jahren, wieder ein Kinaesthetic-Grundkurs für pflegende Angehörige in Würzburg angeboten werden. Dieser wurde in Zusammenarbeit mit der BEK/GEK kostengünstig von Brigitte Brauner, Ergotherapeutin und Feldenkraispädagogin der DGM, initiiert. Mit Peter Webert aus Weißenburg, von Beruf Kinaesthetics-Trainer (Kinaesthetics Deutschland) sowie Ergo- und Kunsttherapeut, wurde ein äußerst kompetenter und sehr erfahrener Referent gewonnen.
So war es nicht verwunderlich, dass der Kinästhetics-Kurs von pflegenden Angehörigen sehr gut angenommen wurde und eine Fortbildung mit 14 interessierten Teilnehmern stattfand.
Der Grundkurs Kinaesthetics richtete sich an Menschen ohne professionelle Ausbildung, die ihre pflegebedürftigen Angehörigen/Freunde/Bekannte unterstützen und betreuen.
Die Inhalte thematisierten die Entwicklung der Bewegungskompetenz im Rahmen einer privaten Pflege- oder Betreuungsaufgabe gegenüber Angehörigen oder Bekannten.
Menschen, die einen Angehörigen pflegen, bewältigen in ihrem Alltag große Herausforderungen. Sie führen einerseits ihr eigenes Leben und helfen andererseits dem pflegebedürftigen Menschen bei der Verrichtung alltäglicher Aktivitäten, wie z.B. beim Aufstehen, bei der Körperpflege, beim Ankleiden, sich in den Rollstuhl setzen (Transfer) und beim Essen. Diese Doppelrolle kann leicht zu einer Überforderung führen und die Gesundheitsentwicklung aller Beteiligten beeinträchtigen.
Was ist Kinaesthetics?
Das zentrale Thema von Kinaesthetics ist die Auseinandersetzung mit der eigenen Bewegung in alltäglichen Aktivitäten. Die Qualität unserer meist unbewussten Bewegungsmuster hat einen erheblichen Einfluss auf unsere Gesundheitsentwicklung und Lebensgestaltung.
Eine wichtige Voraussetzung für eine gesunde und selbständige Lebensgestaltung ist eine große Vielfalt von Bewegungsmöglichkeiten und besonders die Fähigkeit, die eigene Bewegung gezielt an sich verändernde Bedingungen anpassen zu können.
Mit Kinaesthetics können Menschen jeden Alters die Qualität der eigenen Bewegung, den persönlichen Handlungsspielraum und die Anpassungsfähigkeit im Alltag ändern.
Die bewusste Sensibilisierung der Bewegungswahrnehmung und die Entwicklung der Bewegungskompetenz durch Kinaesthetics leisten einen nachhaltigen Beitrag zur Gesundheits-, Entwicklungs- und Lernförderung.
Kinaesthetics geht davon aus, dass die Unterstützung eines pflegebedürftigen Menschen dann gesundheits- und entwicklungsfördernd ist, wenn er bei allen alltäglichen Aktivitäten in seinen eigenen Bewegungsmöglichkeiten, in seiner Eigenaktivität und Selbstwirksamkeit unterstützt wird.
Die Teilnehmer wurden für die eigene Bewegung sensibilisiert in der Interaktion zum Pflegenden und dem Umfeld, mit dem Umgang von Gewicht, d.h. das Konzept der funktionalen Anatomie. Weiterhin wurden die eigenen Bewegungsmuster bewusst gemacht um das Konzept der menschlichen Bewegung zu verstehen.
Weiterhin haben die Teilnehmer sechs Kinaesthetics-Konzepte kennengelernt und diese in ihrer häuslichen Pflegesituation umgesetzt. Erste Ideen wurden für ihre häusliche Pflegesituation entwickelt, um die Selbständigkeit des pflegebedürftigen Angehörigen zu unterstützen und für sich selbst körperliche Entlastung zu finden.
Nach erfolgreichem Abschluss des Kinaesthetics-Grundkurses bekamen die Teilnehmer ein Grundkurs-Zertifikat von „Kinaesthetics Deutschland“ ausgehändigt.
Eine Fortsetzung von Kinaesthetics-Kursen wurde von den Teilnehmern als Wunsch geäußert. Jeder Teilnehmer konnte eine neue Art des Lernens entdecken und der Umgang mit der eignen Bewegung war eine bereichernde Erfahrung, nicht nur für die Pflege des Angehörigen, sondern auch für den eigenen Alltag.
gez. Brigitte Brauner