Ursula Halsband, Nürnberg (2018)

1. Wie sind Sie zur DGM gekommen und welche Angebote der DGM haben Sie vor Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit genutzt?
Mein Name ist Ursula Halsband, Jahrgang 1944 und seit über 50 Jahren verheiratet. Als
ich ca. 18 Jahre alt war, wurde bei mir eine Muskelerkrankung (Glieder-Gürtel-Typ) diagnostiziert. Eine Welt brach für mich zusammen, als der Neurologe sagte, dass ich bald im Rollstuhl sitzen würde. Der Kampfgeist gegen diese Erkrankung erwachte in mir und
der Rollstuhl sollte noch lange Jahre auf mich warten.
Ich erlernte den Beruf der Industriekauffrau und heiratete meinen Mann Heinz-Werner
den ich bei einem Kuraufenthalt in Höxter kennengelernt hatte.
Wir wohnen im Herzen von Nürnberg („St. Johannis – der schönste Stadtteil der Welt“),
in einer rollstuhlgerechten Wohnung.
Mich interessiert alles Schöne – z.B. unsere historische Altstadt und die Menschen die
darin leben. Mein E-Rolli gibt mir die Möglichkeit viel unterwegs zu sein.
Zur Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke (DGM) bin ich 1974 über ein Zeitungsinserat
gekommen. Sie machte damals auf die noch fast unbekannten Krankheiten aufmerksam.
Seitdem bin ich Mitglied.

2. Wie kam es, dass Sie sich entschieden haben, sich ehrenamtlich für die DGM zu
engagieren und was motiviert sie heute für diese Tätigkeit?
Als Kurt-Helge Paulus aus Erlangen vor 30 Jahren Gründungsmitglieder für einen „Muskelstammtisch“
suchte, war ich sofort dabei.
Seitdem bin ich „Stammtischmutter“ der Kontaktgruppe von mittlerweile über 30 Personen
und Kontaktperson für den Nürnberger Raum.
Später wurde ich auch Delegierte im Bundesverband und war 9 Jahre im Vorstand des
Landesverbandes Bayern für Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Letzteres hat mir sehr viel
Spaß gemacht. Ich konnte viel lernen und dazu beigetragen eine „kleine Firma“, unseren
Landesverband, zu leiten.
Noch mehr erfüllte es mich, mich für muskelkranke Menschen einzusetzen und ein offenes
Ohr für die oft sehr beschwerlichen Dinge des Alltags zu haben. Wenn ich helfen
kann irgendein Problem zu lösen, freue ich mich sehr.

3. Wie können wir uns Ihre Tätigkeit praktisch vorstellen? Welche Aufgaben
übernehmen Sie beispielsweise und wie sind die zeitlichen Anforderungen an Sie?
Ich bin am Pflege-Stammtisch in Nürnberg engagiert und bringe dort meine vielfältigen
Erfahrungen ein.
Mein Mann Heinz-Werner und ich versuchen stetig auf muskelkranke Menschen und die
DGM aufmerksam zu machen. Vor zwei Jahren haben wir mit großem Erfolg eine Foto-
Ausstellung mit dem Namen „Gesicht zeigen – Gemeinsam sind wir stark“ gestartet. Die
Ausstellung zeigt Menschen und Helfer unserer Selbsthilfegruppe und informiert darüber,
warum sie die Gruppe besuchen. Sie wird in Krankenhäusern und Sanitätshäusern
gezeigt.
Unser beider Hobby ist die Nürnberger Kontaktgruppe für Muskelkranke. Wir organisieren
Ausflüge mit dem Omnibus, Museumsbesuche, Musical- und Konzertbesuche, Stadtspaziergänge
und vieles, vieles mehr. Das Zusammensein mit den Gruppenmitgliedern
und der Austausch untereinander ist uns sehr wichtig!

4. Sicher ist es nicht immer leicht, sich den Anforderungen eines Ehrenamts zu
stellen? Worin besteht für Sie die größte Herausforderung bei der Erfüllung Ihrer
Aufgaben?
Vor allem die Organisationsaufgaben erfordern enormen Einsatz, aber wenn man dann
nach den Events in die Augen der Teilnehmer schaut und ein Strahlen sieht , bedeutet
das soviel und macht uns zufrieden.

5. Andererseits vermuten wir, dass die übernahme von Aufgaben für Andere auch
positive Auswirkungen auf Ihre persönliche Entwicklung hatte bzw. hat. Welchen
Gewinn ziehen sie aus dieser Tätigkeit, z.B. für das eigene Leben, den Beruf, Ihre
Persönlichkeit?
Für unseren Einsatz haben wir 2009 und 2017 vom Bundespräsident der Bundesrepublik
Deutschland das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen bekommen.
Diese Ehre macht uns stolz und motiviert uns weiterzumachen.
Wir danken allen, die uns immer hilfreich zur Seite stehen, die mit uns gehen und ohne
die vieles gar nicht möglich wäre.
Wir freuen uns, wenn wir uns noch lange in der DGM engagieren können. Vielleicht sehen
wir uns in der großen DGM-Familie irgendwo einmal wieder.

Vielen Dank, liebe Frau Halsband, für das Interview und Ihr Engagement!
Angelika Eiler